Wie die Narzissmus-Diagnose Opfer zu Tätern erklärt

Opfer-Beschuldigung ist eine geradezu systematische Folge der Narzissmus-Diagnose – wie ich hier anhand verschiedener Beispiele darstelle. Wird auf dieser „Diagnose“ eine „Behandlung“ aufgebaut, so kommt es geradezu zwangsläufig zu Verschlechterungen.

1) Suizid nach Missbrauch in der Therapie? – Wie lustig!

Das Vorgehen von sogenannten Narzissmus-ExpertInnen – neben Prof. Otto F. Kernberg auch Gerhard Dammann und Benigna Gerisch – kann schon sehr speziell sein: Eine Frau wird in ihrer Therapie von ihrem (verheirateten) Therapeuten sexuell verführt und dann fallengelassen. Daraufhin nimmt sie sich das Leben. Diesen Fall könnte man als Lehrstück unter der der Rubrik „Katastrophale Therapeutenfehler“ abhandeln.

Aber: Weit gefehlt! Die hier vorgestellte Analyse dieses Falles konzentriert sich weitgehend auf das (angebliche) Problemverhalten des Opfers, der Patientin. (Mehr …)

2) Mia aus Kandel und die Narzissmus-Theorie

Am 27.12.2017 wird die 15-jährigen Mia aus Kandel von einem Ex-Partner ermordet. Tags darauf stellte der Sozialpädagoge Dr. Alexander Dexheimer in einem Beitrag für FOCUS-online fest: Mias Mörder habe – offenbar durch Mias Verhalten – eine „narzisstische Kränkung“ erlebt. Demnach hat Mia, das Opfer, also dem Täter diese „Kränkung“ zugefügt. Sie hat ihn also „krank gemacht“. Damit ist sie, das Opfer, indirekt zur Täterin geworden, und der Mörder zu ihrem Opfer. (Mehr …)

3) Julian Assange – ein Narzisst?

Der völlig ungeklärte und geradezu widersinnige Begriff „Narzisst“ dient einem englischen Richter zur „Begründung“ seines Urteilsspruchs gegen Julian Assange. Nils Melzer berichtet über die Situation vor Gericht: „Assange hatte nur 15 Minuten Zeit, sich mit seinem Anwalt vorzubereiten. Das Verfahren selber dauerte ebenfalls 15 Minuten. (…) Assange hatte während der Verhandlung nur einen Satz gesagt: «I plead not guilty.» (auf Deutsch: Ich plädiere auf nicht schuldig.) Der Richter wandte sich ihm zu und sagte: «You are a narcissist who cannot get beyond his own self-interest. I convict you for bail violation.» (auf Deutsch: Sie sind ein Narzisst, der nur an seine eigenen Interessen denkt. Ich verurteile Sie wegen Verletzung der Kautionsauflagen.)“ (Mehr …)

4) Mobbing-Opfer? Selber schuld!

In meiner Praxis hatte ich mit einem Mann zu tun, dem es in einer früheren psychoanalytischen Therapie immer schlechter gegangen war. Es hatte fast 300 Sitzungen gedauert, bis er sich wütend von diesem „Therapie“-Desaster lösen konnte. Den Therapieberichten des Kollegen konnte ich wörtlich entnehmen, wie er das Mobbingopfer immer wieder für das beschuldigt hatte, was ihm widerfahren war. (Mehr …)

5) Narzisstische Mutter? Ihr Kind kommt ins Heim!

Über Internet hatte ich Kontakt zu einer Frau bekommen, der in einem Sorgerechtsstreit von Seiten einer „Gutachterin“ die Diagnose einer „narzisstischen Persönlichkeit“ angehängt worden war. Folge: Der ca. 10 Jahre alte Sohn, den sie als alleinerziehende Mutter bestens betreut hatte, wurde ihr weggenommen und für mehr als ein Jahr in ein Heim gesteckt. Am Ende wurde dem gewalttätigen Vater das Sorgerecht zugesprochen. (Mehr …)

6) Wütendes KZ-Opfer? Sie haben als Säugling versagt!

Der im ersten Beispiel bereits zitierte Otto F. Kernberg referiert auch diese „Fallgeschichte“: Ein Mann, der angeblich „chronische Aggression“ gegenüber seiner Familie zeigt, muss diese bereits – so Kernbergs Theorie – als Säugling an der Mutterbrust entwickelt haben. Denn dies ist der einzige Ort, an dem „chronische Aggression“ entsteht. Dass er als 8-Jähriger erfahren musste, dass man seine ganze Familie vor seinen Augen in einem KZ umgebracht hatte, kommt für Kernberg nicht als Ursache in Betracht. (Mehr …)